Barrierefreiheit wird nicht grenzenlos

Quelle: www.schwarzwaelder-bote.de

In Kürze kommt es auf den Tisch des Gemeinderats: Villingen-Schwenningen wird die Vorschrift, ab 2022 nur noch barrierefreie Bushaltestellen anzubieten, nicht erfüllen können. Die Stadt müsste dafür "viele Millionen" in die Hand nehmen. Es fehlt nicht nur am Geld, auch an den Kapazitäten.

Villingen-Schwenningen. Dabei wird in Sachen Busverkehr erstmal alles viel besser – vorausgesetzt, das jetzt geplante künftige VS-Bus-Angebot wird genau so eingeführt. Das Busangebot von VS nämlich wird, so scheint es, einmal auf den Kopf gestellt. Ganz viel Neues und Besseres soll künftig möglich sein – doch alles eigentlich aus der Not heraus, weil eine ursprüngliche Kalkulation nicht aufgegangen war. Die Verkehrsleistungen müssen nun neu vergeben werden.

Was der künftige Anbieter leisten muss, wird Fahrgäste freuen: 50 Prozent mehr Bus als bislang, alle Linien im 30-Minuten-Takt bis 22 oder 23 Uhr, ein ganzjährig durchgehendes Angebot ohne Betriebsferien während der Schulferien, keine Rufbusse mehr (dass die Hürde Anruf entfällt) und 40 neue Haltestellen, also insgesamt dann 260 Haltestellen in Villingen-Schwenningen. Das Jugendkulturzentrum soll künftig angebunden werden, ebenso die Breisgau-S-Bahn und die Polizeihochschule, ferner will man eine Ringzugerweiterung ermöglichen.

Gemeinsam mit dem städtischen Nahverkehrsplaner Ulrich Grosse wurde das Verkehrskonzept gestrickt, das diese neuen Anforderungen erfüllt und nun im Rahmen einer Notvergabe Wirklichkeit werden soll. Weil die Verkehrsgemeinschaft ihr Angebot zurückgezogen hat und bat, sie vom eigenwirtschaftlichen Verkehr zu entbinden, soll Villingen-Schwenningen nun zu dieser Notvergabe der Verkehrsleistungen schreiten.

 

Doch warum wurde das überhaupt notwendig – schließlich hatte die Verkehrsgemeinschaft doch einst selbst das Angebot unterbreitet? Ulrich Grosse erläuterte das detailliert. Im Kern sei die Kalkulation damals "sehr spitz gerechnet" gewesen, die Erlöse seien zu optimistisch kalkuliert gewesen, der Stadtverkehr habe nicht das erwartete Fahrgeld eingebracht. Als dann auch noch die Zuschusssituation eine andere wurde, habe die ursprüngliche Kalkulation der VGVS nicht mehr standgehalten. Infolge "mangelnder Wirtschaftlichkeit" hätten Landkreis und Stadt der gewünschten Entbindung von der eigenwirtschaftlichen Betriebspflicht stattgeben müssen. Die Karten wurden nun neu gemischt, die Zeit drängt, im Zuge der Daseinsvorsorge aber müssen die Busverkehrsleistungen sichergestellt sein – nun muss umgehend eine sogenannte direkte Notvergabe erfolgen, unter neuen Konditionen, die allerdings das Angebot für maximal zwei Jahre ausschöpft.

 

Und man ist guter Dinge. Neben der Verkehrsgemeinschaft VS habe die Südbadenbus GmbH Interesse bekundet. Von leistungsfähigen Unternehmen sollen nun Angebote eingeholt werden, welchen die entsprechenden Anforderungen an den künftigen VS-Bus zugrunde liegen. Geht der Plan auf, würde VS bustechnisch tatsächlich aus der Not eine Tugend machen.