Ist VS jetzt reif für die Stolpersteine?

 Quelle: www.schwarzwaelder-bote.de

Ein neuer Anlauf für ein Thema, über das man in VS schon mindestens einmal gestolpert ist: Macht die Neubesetzung des Gemeinderats in der Zwischenzeit den Weg frei für Stolpersteine in VS? 23 von 40 Stadträten haben am Mittwoch einen entsprechenden überfraktionellen Antrag gestellt.
Villingen-Schwenningen . Mit feierlicher Miene erhob sich die junge Grünen-Stadträtin Constanze Kaiser und brachte einen Antrag vor, der für die Gegner so gar nicht feierlich sein dürfte: Sie will, wie 22 andere Stadträte auch, dass in Villingen-Schwenningen Stolpersteine verlegt werden. Damit soll den Opfern des Nationalsozialismus gedacht werden. Als Mitglied des Vereins "Pro Stolpersteine VS" sei es ihr eine Ehre, so Constanze Kaiser, dem Oberbürgermeister Jürgen Roth den Antrag überreichen zu dürfen.
 
"Uns ist es wichtig, dass der Antrag selbst keiner Fraktion zugeschrieben wird, sondern als Antrag von 23 Stadträten aus der Mitte des Gemeinderats gesehen wird. Dies insbesondere deshalb, weil wir keine politische Frontenstellung wollen, was man ja an der Teilnahme von Kollegen aller Fraktionen sehen kann", teilt Hans-Joachim von Mirbach stellvertretend für die Initiatoren mit.
 
Trotzdem: Dass Stolpersteine in VS schon oft ein Steine des Anstoßes waren, zeigt die Vergangenheit. Wenn auch knapp: 2004 und 2013 scheiterten Anträge auf Stolpersteine in VS und das, obwohl sie von breiten Gesellschaftsschichten und allen relevanten Kirchengemeinden getragen wurden. Auch dieses Mal spaltet der Antrag den Gemeinderat in verschiedene Lager. Klar ist jedoch bei Durchsicht der Unterschriften: außer bei der AfD und der DLVH sitzen in jeder Fraktion Befürworter.
 
Folgende Stadträte haben den Antrag gestellt: Constanze Kaiser (Grüne), Ulrike Heggen (FW), Kathrin Piazolo (FDP), Ulrike Salat (Grüne), Edgar Schurr (SPD), Nicola Schurr (SPD), Cornelia Kunkis-Becker (Grüne), Oskar Hahn (Grüne), Elif Cangür (Grüne), Helga Baur (Grüne), Ulrike Merkle (Grüne), Siegfried Heinzmann (SPD), Frank Banse (SPD), Joachim von Mirbach (Grüne), Katharina Hirt (CDU), Veronika Ballof (CDU), Diana Kern-Epple (CDU), Steffen Ettwein (FW), Bernd Lohmiller (SPD), Frank Bonath (FDP), Marcel Klinge (FDP), Julia Decke (FDP) und Birgitta Schäfer (SPD).
 
Man wäre Teil eines europäischen Ganzen
 
Ihr Wunsch ist klar: Das Thema soll auf die Tagesordnung der Gemeinderatssitzung am 29. Januar gesetzt werden. Eine langwierige Debatte liegt den Unterzeichnern fern. "Es geht darum, einen Beschluss zu fassen, nach dem der Gemeinderat und die Stadtverwaltung die grundsätzliche Erlaubnis erteilen, die allseits bekannten ›Stolpersteine‹ auf öffentlichem Grund an den bekannten Orten verlegen beziehungsweise einbauen zu dürfen". Für die 23 Stadträte ist die Zeit für Stolpersteine in VS reif. "Dies insbesondere deshalb, weil Versuche, andere Formen des Gedenkens zu verfolgen, gescheitert sind, antisemitischen Manifestationen wie in Halle offensiv begegnet werden sollte und der Verein Pro Stolpersteine VS inzwischen durch seine intensive Bildungsarbeit für ein ganz anderes Geschichtsbewusstsein gesorgt hat."
 
Sie erklären: "Wir möchten mit der Verlegung der ›Stolpersteine‹ in unserer Stadt Teil des größten Shoah-Denk- und Mahnmals Europas werden. Am 27. Januar ist der Jahrestag der Befreiung der Lager in Auschwitz und seit 1996 bei uns in Deutschland der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Aus diesem Grund scheint es uns angemessen, im Rahmen der unmittelbar folgenden Sitzung des Gemeinderats den (...) Beschluss zu fassen."
 
Die Zeichen dafür, dass man kein drittes Mal über die Stolpersteine stolpert, stehen gut: 23 Stadträte unterzeichneten den Antrag, 40 sitzen im Gremium – eine Mehrheit dürfte damit gesichert sein.