Quelle: www.schwarzwaelder-bote.de
Nun hat die CDU in Villingen-Schwenningen also einen neuen Vorsitzenden: Thomas Herr löst nach 14 Jahren Klaus Martin an der Spitze des Stadtverbands ab.
Villingen-Schwenningen. Das Restaurant Neckarquelle war voll am Dienstag. Politikverdrossenheit grassierte hier nicht. 39 stimmberechtigte Mitglieder waren gekommen, angesichts der knapp 300 Mitglieder wurde die Zehn-Prozent-Hürde geknackt. Hinzu kamen Vertreter der höheren Politik – der Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei pflegte den Kontakt zur Basis und würdigte einen Stadtverband, der seiner "Lokomotivfunktion im Kreis" gerecht werde. Und auch der Landtagsabgeordnete Karl Rombach lobte das Engagement vor Ort in seinem letzten Grußwort an dieser Stelle in dieser Funktion. Martin selbst warf einen knappen Blick auf eine lange Zeit – er habe in diese 14 Jahre an der Spitze des Stadtverbands viel investiert, aber auch viel zurückbekommen. Diese Arbeit sei für ihn "ein Stück weit Erfüllung" gewesen. Wie gut er diese ausfüllte, machte Frei als Kreisverbandsvorsitzender in seiner Würdigung eines Menschen deutlich, der kein politischer Weichspüler sei, sondern mit spitzer Zunge auch Unangenehmes ausspreche.
Noch einmal ließ Martin sich wählen, nämlich zum Versammlungsleiter, als der er auch jenem Prozess vorstehen sollte, der eine neue Ära einläutete: die Wahl. Und hier bat Thomas Herr – bei 36 von 38 Wählerstimmen erfolgreich – um das Vertrauen. "Als ich in die CDU eintrat, war es für mich unvorstellbar, dass ich eines Tages als Vorsitzender des größten Stadtverbandes innerhalb der Kreis-CDU kandidiere." Doch jetzt stand er da, "mit einer gehörigen Portion Respekt". Ein Unbekannter ist er für die CDU’ler als Internetbeauftragter und Mitglied des Wahlkampfteams von OB Roth nicht. Aber hier ließ er tiefer blicken: Angetrieben werde er von seinem "Bekenntnis zur bürgerlichen, politischen Mitte", die Deutschland zu verlieren drohe, und der "Neuausrichtung der Parteiarbeit". "Die CDU muss in erster Linie wieder lernen, zuzuhören", findet Herr, "sei es im Internet oder auf der Straße". Zusammen mit der Fraktion wolle er diese Aufgabe anpacken. Ihm sei bewusst: Der Ton werde rauer, der Druck auf Mandatsträger stärker, "Beleidigungen und Verschmähungen werden zunehmen". Die CDU solle die "Stimme der Vernunft" bleiben.
Wenngleich der Ort des kommunalpolitischen Geschehens jetzt gut besucht war – was die Mitgliederzahl anbelangt, so Klaus Martin, sei Luft nach oben. Mit knapp 300 Mitgliedern stehe man in VS "ganz gut da". Die Mitgliederzahl wäre, gemessen an Ein- und Austritten konstant geblieben, hätte es nicht 14 Todesfälle gegeben. "Die Volksparteien stehen vor ihrer größten Bewährungsprobe", glaubt Martin – mehr denn je sei man auf die Treue der Mitglieder angewiesen. Dass es für den Vorstand und die Fraktion zuletzt viel zu tun gab, ging aus den Rechenschaftsberichten hervor – drei Wahlen inklusive OB-Wahl standen an, aber auch eine Fülle kommunalpolitischer Themen vom Dauerbrenner Mangin-Areal bis hin zum Riesen-Ärgernis, der immer teureren Sanierung des Deutenberg-Gymnasiums.
Was auf Bundesebene aktuell ist, erfuhr man aus erster Hand von Thorsten Frei und auch, dass die Bilanz der Regierung besser sei als ihr "zugegebenermaßen bescheidener Ruf".
Viele Positionen wurden zusätzlich zu dem des Vorsitzenden neu besetzt. Gewählt wurden ferner die Stellvertretenden Vorsitzenden Bernd Bichl und Christian Meßmer, Schatzmeister Raphael Rabe, Schriftführer Thorsten Thebert, die Pressebeauftragte Renate Breuning sowie die Beisitzer Martin Fetscher, Bernd Herner, Karl Hirt, Hans-Jürgen Neumann, Viola Rothe, Frank Singer, Marianne Schiller, Marven Strittmatter, Traudel Zimmermann und Wolfgang Zimmermann.