Rathaus: dezentral, aber nirgendwo zur Miete

Quelle: www.schwarzwaelder-bote.de

 "Wir gehen aus angemieteten Räumen raus, die Verwaltung ist nur noch im Eigentum" – das ist ein Teil der Vision von Oberbürgermeister Jürgen Roth. Am Mittwoch geht er mit den neuen Plänen für die Neuordnung der Stadtverwaltung in den Gemeinderat.
Mit ihm soll es keine totale Konzentration auf Villingen und auch kein zentrales Rathaus im Zentralbereich geben ("Irgendwann ist dieses Thema mal ausdiskutiert"). Stattdessen möchte Roth das Schwenninger Rathaus für 13 Millionen Euro auf Vordermann bringen – nicht für das einzelne Jubis-Amt wie in der ersten Fassung der Verwaltungspläne angedacht, sondern für mehrere Ämter (Servicezentrum, Baurechtsamt Bürgerportal, Tief- und Hochbauamt...) Ein Ausverkauf des Tafelsilbers, städtischer, teilweise historischer Immobilien in Villingen (etwa in der Oberen Straße 4 oder der Rietstraße 8) würde bei dieser Variante nicht mit der Neuordnung der Verwaltung einher gehen. Villingen und Schwenningen, beide Zentren sollen in Roths Augen gestärkt werden, der Frequenzbringer Verwaltung solle in den Innenstädten bleiben – der Neubau auf dem Mangin-Areal fiele damit kleiner und zweckmäßiger aus. In Schwenningen solle in einer Achse zum Rathaus etwa in der Bürk-, Rathaus- oder Marktstraße, solle ein weiterer Verwaltungssitz in noch unbekannter, dann eigener Immobilie ins Auge gefasst werden – ein Verwaltungssitz in der Winkelstraße 9 würde dann der Vergangenheit angehören.
 
Und auch von der Schwenninger Steige, wo derzeit das Bürgeramt sitzt, wolle man sich auf Dauer verabschieden. Solle die angemietete Immobilie dort in den nächsten Jahren immer wieder als Übergangs-Bleibe von Verwaltungsteilen dienen, die gerade saniert werden (etwa in der Villinger Innenstadt), wolle man danach auf diesen Standort endgültig verzichten.
 
Eine Effizienzsteigerung der Verwaltung liegt Roth übrigens trotz der Verteilung der Rathaus-Mitarbeiter auf mehrere Standorte im Sinn: dank Digitalisierung und moderner Konferenzsysteme funktioniere das auch auf Distanz.
 
In Sachen Zuschuss auf Nummer sicher gehen
 
Und diese Light-Lösung musste zehn Monate lang in den Köpfen reifen? Nein, von Nichtstun könne keine Rede sein, macht Roth im Gespräch deutlich. Und auch Karin Feger vom städtischen Rechtsamt gibt einen Einblick in komplizierte Verhandlungen und Gespräche um Zuschüsse oder zu erwartende Vergünstigungen durch die Verbilligungsrichtlinie beim Grundstückspreis. Man sei nun "kurz vor dem Durchbruch", so Feger. Die Lage nämlich, das wird schnell deutlich, ist kompliziert: Dass eine Stadt in einem Projekt einerseits durch den Zuschusstopf des Landessanierungsprogramms, andererseits durch die Verbilligungsrichtlinie profitieren möchte, ist selten – abzuwarten sei daher, inwiefern beides bewilligt werde oder eines eventuell das andere außer Kraft setze oder schmälere. Liegen alle Zahlen und Summen auf dem Tisch, wolle man daher mit beiden, sowohl der Bima, als auch dem Land, darüber sprechen und aufzeigen, wie die Finanzierung im Detail aussehe. Das koste ein wenig Zeit, sei aber der sichere Weg.
 
Und dann drängt hinsichtlich des Landessanierungsprogramms auch noch die Zeit –­ innerhalb von drei, mit Begründung wohl längstens vier Jahren, müsse die Maßnahme fertiggestellt sein.
 
Wenn es ums liebe Geld geht, wiegen für Guido Fründt von der städtischen Stabsstelle für Bau- und Stadtplanung, die Vorteile der neuen Mangin-Pläne schwer: Die Ausgaben würden gestaffelt. Roth verspricht sich davon eine "maximale Flexibilität", in Zeiten der drohenden Automotive-Krise könne man die hierzulande vielleicht noch gut brauchen. Am Anfang habe man weniger Investitionen, dafür mehr Freiräume für anderes. Unter dem Strich stehe jedoch, das wolle er nicht verhehlen, natürlich eine gewaltige Summe: "78 Millionen Euro kostet das Ganze!"