Im Konferenzraum im ersten Stock des Caritas-Verbandes in Villingen, haben sich am Dienstagmittag sechs Vertreter der örtlichen Wohlfahrtsverbände und der Kirchen zusammengefunden, um für das Wohl der Kinder, Jugendlichen und Familien in der Doppelstadt zu kämpfen. So jedenfalls sehen sie das. Sie wollen einen letzten Appell an die Mitglieder des Gemeinderats richten, der bei seiner Sitzung am Mittwochabend darüber entscheiden wird, ob das städtische Jugendamt zugunsten des Kreisjugendamtes aufgegeben werden soll. Der Jugendhilfeausschuss – in dem alle Vertreter der Wohlfahrtsverbände sitzen – hatte sich bereits für den Verbleib des städtischen Jugendamtes ausgesprochen. Das sind ihre Argumente.
- Alfred Zahn: Der Geschäftsführer des Kinderschutzbundes, hat einen Brief mitgebracht, den er 2010 an den Gemeinderat geschrieben hat und der bereits damals mit den Worten begann, "Schon wieder wird über die Zukunft des Jugendamtes diskutiert." Jetzt, sagt er, sitzen wir schon wieder hier und diskutieren. Er wünscht sich vor allem eine endgültige Entscheidung. Auch für die Mitarbeiter des Jugendamtes. Sein zweiter Punkt: Die offene Jugendarbeit würde ohne ein städtisches Jugendamt ihr Standbein verlieren. Der Kreis würde sie nicht übernehmen, die Stadt müsste sie weiterfinanzieren. Seine Angst: "Da kann schnell die Frage aufkommen, ob sich das überhaupt noch lohnt."
- Beate Schmidt-Kempe: Das größten Argument derer, die fordern, das städtische Jugendamt aufzugeben sei die Kostenfrage, sagt die Vorsitzende des Awo-Ortsvereines. Für sie nicht nachvollziehbar. Ihre Rechnung: Die vermeintlich eingesparten Kosten würden durch die Kreisumlage wieder auf die Stadt zurückfallen. In den vergangenen Jahren wurde viel aufgebaut, eine neue Struktur geschaffen: "Es wäre schade, müsste man das jetzt wieder aufgeben."
- Michael Stöffelmaier: Jugendarbeit auf dem Land muss sich mit anderen Problemen beschäftigen, als die in der Stadt, davon ist der Vorstandsvorsitzende des Caritas-Verbandes überzeugt. Er weiß, wovon er redet, er kennt beide Seiten. Die Abschaffung des Jugendamtes hätte auch die Abschaffung des Jugendhilfeausschusses zur Folge. Da im Kreis die Bedarfsplanung für Kindergärten beispielsweise keine Rolle spielt, müsst das Ganze dann im Gemeinderat diskutiert werden. Man könnte zwar ein Gremium schaffen, sagt Stöffelmaier. Allerdings ohne den vernetzenden und verbindlichen Charakter eines Ausschusses, der mit Fachleuten besetzt ist.
- Michael Schuhmacher: Für den Vertreter der katholischen Kirche steht fest: Mit dem Wegfall des städtischen Jugendamtes würde "die Stadt etwas verlieren, nicht gewinnen." Im Bereich der Kindertagesstätten beispielsweise würden die Ansprechpartner wegfallen, die gesamte Vernetzung würde hinfällig. Die Frage sei doch, für wen mache man das? Für die Familien, die Kinder und Jugendlichen der Doppelstadt. "Eine Stadt", davon ist er überzeugt, "muss sich so was leisten können".